A Die Aufzeichung vom Luofluss

Von Liu Yiming (18. Jahrhundert) Aus Dem Chinesischen Übersetzt Benjamin Witt Die Aufzeichnung vom Luofluss, das sind Yin und Yang kreuz und quer; die Rückläufige Bewegung der Fünf Wandlungsphasen: es ist der Weg der Wandlung und des Tuns. Diese Abbildung stammt aus der Zeit, als der Große Yu die Wasserfluten bändigte. Es tauchte eine mythische Schildkröte aus dem Fluss auf, deren Rücken mit Linien versehen war: neun Linien nahe des Kopfes und eine Linie nahe des Schwanzes; drei Linien nahe der linken Rippengegend und sieben Linien nahe der rechten Rippengegend; vier Linien nahe der linken Schulter, zwei Linien nahe der rechten Schulter, sechs Linien nahe des rechten Fußes und acht Linien nahe des linken Fußes; fünf Linien waren in der Mitte des Rückens. Es sind neun Plätze, die die Neun Paläste symbolisieren. Die Fünf in der Mitte symbolisiert wieder das Taiji, und die eine Linie in der Mitte symbolisiert die Eine Energie. Ihre Form ist viereckig, mit der Viereckigkeit als Symbol für die Erde. Die Aufzeichnung vom Luofluss bedient sich, ganz allgemein gesagt, der Ordnung der Rückläufigen Überwindung. Das Rückläufige Überwinden bedeutet, dass Yang von Yin überwunden wird. Es dreht sich gegen den Uhrzeigersinn. So überwindet die Erde der Mitte das Wasser des Nordens; das Wasser des Nordens überwindet das Feuer des Westens; das Feuer des Westens überwindet das Metall des Südens; das Metall des Südens überwindet das Holz des Ostens; das Holz des Ostens überwindet die Erde der Mitte. Yin voraus, Yang hinterher; Yin in Ruhe, Yang in Bewegung. Durch Ruhe wird die Bewegung kontrolliert. Es hat das Überwinden zum Hauptgegenstand und ist das Werk des Sammelns und Vollbringens. Das Sich Sammeln und Vollbringen ist das Werk von Feuer und Metall: das Feuer läutert, und das Metall formt. Deswegen befindet sich das Metall auf dem Platz des Feuers und das Feuer auf dem Platz des Metalls. Metall und Feuer sind im selben Palast und keines der Zehntausend Dinge wäre nicht darauf angewiesen dadurch geformt und vollendet zu werden. Das Yin und Yang von Metall und Feuer sind beide in Uneinigkeit, während das Yang von Wasser und Holz unbewegt bleibt und das Yin in Uneinigkeit gerät und nach außen ausweicht, so dass Metall und Feuer sich überwinden und die Lebensspendenden Energien von Wasser und Holz sich sammeln und zusammenziehen. Das Überwinden ist genau das, wodurch das Leben vollendet wird; das Rückläufige ist genau das, wodurch der natürliche Fluss vollendet wird. Deswegen sind sie außen in Uneinigkeit und überwinden sich, werden aus der Mitte heraus aber zusammengehalten, um zu erzeugen. In Uneinigkeit bedeutet in Unordnung zu sein: Yin und Yang geraten im Außen in Unordnung und überwinden sich. Mit Zusammenhalten ist die zentrale Ausrichtung gemeint: Yin und Yang richten sich aus der Mitte heraus zentral aus und bringen sich gegenseitig hervor. Ist der Zusammenhalt in der Uneinigkeit, durch Yin das Yang wieder herzustellen, um im Nach-himmlischen zum Vor-himmlischen zurückzukehren, nicht genau darin begründet? Seit der Geburt eines Menschen kommt auf dem Gipfel des Yang langsam das Yin hervor und die Fünf-Wandlungsphasen geraten in Unordnung; Yin und Yang vereinen sich nicht mehr sondern schädigen sich gegenseitig; Das Wahre/Echte wird verdeckt und das Falsche beginnt vorlaut sein Unwesen zu treiben; die Sieben-Gefühle und Sechs-Begierden treten alle in Vorschein und ein jedes der Fünf-Skhandas und Acht-Psychologischen Faktoren sind voll und ganz ausgebildet. Hunderte von Sorgen und Bedenken bewegen das Herz und zehntausend Dinge ermüden den Leib; Leiden werden für Freude gehalten und das Falsche für das Wahre, so dass das ursprüngliche Angesicht völlig verloren geht. Genauso ist es in der Symbolik der Aufzeichnung vom Luofluss dargestellt: Yin-Wasser überkommt Yang-Feuer; Yin-Feuer überkommt Yang-Metall; Yin-Metall überkommt Yang-Holz; Yin-Holz überkommt Yang-Erde, und Yin-Erde überkommt Yang-Wasser. In der Aufzeichnung vom Luofluss gibt es nur eine Fünf, aber keine Zehn? Das bedeutet, dass die Yin-Erde in Uneinigkeit geraten ist und nach außen geht, um das Wasser zu überwältigen. Der Himmel aber ist voll wohlwollender Güte. Durch die mythische Schildkröte hat er den Weg der Umkehr offenbart, so dass ein jedermann heimkehren und seinen Urahn kennen lernen kann, um so seinen Fuß wieder in den Ursprung von Wesens-Natur und Bestimmung zu setzen. Wo ist nun dieser Ursprung? Es ist die Mitte der Fünf in der Mitte. Das so genannte Tor der Ursprungs-Mutter/ursprünglichen Gebärerin. In diesem Tor, dort sind Leben und Tod; dort ist der natürliche Fluss und die Rückläufige Bewegung; auch die Unordnung und Zerstreuung sowie Sammlung und Ausrichtung der Fünf-Wandlungsphasen sind dort. In diesem Ort sind die Wurzel von Himmel und Erde, sowie der Glaube von/aus Mitgefühl/Güte, Gerechtigkeit, Sitte und Weisheit. Durch den Glauben von/aus Mitgefühl/Güte, Gerechtigkeit, Sitte und Weisheit, kann dort aus Unordnung Ordnung entstehen und aus Zerstreuung der Zusammenhalt. Verliert man diesen Glauben, so erleiden die Fünf Ursprünge Schaden und die Fünf Dinge treten in Aktion: das Wesen von Mitgefühl/Güte, Gerechtigkeit, Sitte und Weisheit wandelt sich in Zuneigung, Zorn, Trauer und Freude. Wird der Glaube gewahrt, so treten die Fünf Ursprünge hervor und die Fünf Dinge wandeln sich. Das Wesen von Zuneigung, Zorn, Trauer und Freude wandelt sich in Mitgefühl/Güte, Gerechtigkeit, Sitte und Weisheit. Die Fünf in der Mitte der Aufzeichnung vom Luofluss bedeutet, dass Mitgefühl/Güte, Gerechtigkeit, Sitte und Weisheit alle ihren Ursprung im Glauben haben. Die Vierzig außen herum bedeuten, dass es der Glaube ist, der Mitgefühl/Güte, Gerechtigkeit, Sitte und Weisheit bewegt: ist man voll Glauben in Mitgefühl/Güte, so ist man zu Mitgefühl/Güte fähig; ist man voll Glauben in Gerechtigkeit, so ist man zu Gerechtigkeit fähig; ist man voll Glauben in Sitte, so ist man zu Sitte fähig; ist man voll Glauben in Weisheit, so ist man zu Weisheit fähig. Ist man vollkommen Eins in diesem Glauben, so wäre da unter Mitgefühl/Güte, Gerechtigkeit, Sitte und Weisheit keines, das sich nicht ganz entsprechend dem Herzen wandeln würde. Der Weg der Wandlung ist es nun, im Nach-himmlischen zum Vor-himmlischen zurückzukehren. In der Aufzeichnung vom Luofluss ist es die Ordnung in der Unordnung, das Symbol der Einheit der drei Fünfergruppen. Die Fünf Wandlungsphasen haben aber nur Yin und Yang, also nur zweimal Fünf und keine drei Fünf. Von drei Fünfergruppen ist nun die Rede in Hinsicht auf die Summe der Zahlensymbolik der drei Familien der Fünf in der Mitte. Die Fünf in der Mitte hat insgesamt fünf Linien: die erste Linie im Norden bezeichnet das Wasser; die zweite Linie im Westen das Feuer; die dritte Linie im Süden das Metall; die vierte Linie im Osten das Holz und die fünfte Linie in der Mitte die Erde. Das Holz bringt Feuer hervor und wird als eine Familie bezeichnet: die Summe ihrer Zahlen 2 und 3 addiert sich zu einer Fünf. Das Metall bringt Wasser hervor und wird als eine weitere Familie bezeichnet: die Summe ihrer Zahlen 1 und 4 addiert sich zu einer weiteren Fünf. Die Erde in der Mitte ist eine Familie für sich und somit eine weitere Fünf. „Die drei Familien begegnen sich“ bedeutet nun: die drei Fünfer vereinigen sich zu einer Einheit. Vereinigen sich die drei Fünfer zu einer Einheit, ist das nun nichts anderes als ein Yin und ein Yang, die Essenz der beiden Fünf, die sich auf wunderbare Weise vereinigen. Die Vereinigung der beiden Fünf ist nun aber wiederum nichts anderes als im Yin zum Yang zurückzukehren, die Eine Fünf, die gesammelt und geeint wird. Die Eine Fünf in sich gesammelt, ist durch und durch Eines, in sich kreisend ohne Beginn, ohne Klang und ohne Geruch. Wo wäre da eine Fünf? Wo wären da zwei Fünf? Ganz zu schweigen von drei Fünf? Der Weg, im Nach-himmlischen zum Vor-himmlischen zurückzukehren, bedeutet nun nichts anderes, als in den fünf Yin-Wandlungsphasen zu den fünf Yang-Wandlungsphasen zurückzukehren und wieder Eins mit der Einen Lebenskraft zu werden. Auf diesem Weg des Zurückkehrens gibt es nun nichts, was wichtiger wäre, als zu allererst zur zum Glauben zurückzukehren. Bei Laozi heißt es: „Ganz undurchschaubar! Ganz weit! Darin ist etwas enthalten. Ganz tief! Ganz dunkel! Darin die Essenz enthalten. Eine Essenz von solcher Echtheit. Darin der Glaube.“ Dieser Glaube ist nun das, was aus dem Vor-himmlischen kommt und wieder in Erscheinung tritt. Sobald dieser Glaube wieder errichtet ist, tritt die wu Erde in Erscheinung, in welcher die steuernde/regierende Kraft ist. Alle Bedingungen gehen in der Leere auf; alle Gedanken verstummen, so dass die Trauer sich wandelt und Weisheit in Erscheinung tritt. Wird aus dem Glauben Weisheit geboren, so überwindet die wu Erde das gui Wasser und kehrt zu Yang zurück. Kehrt das Wasser zu Yang zurück, so ist die Weisheit im Glauben verwurzelt. Wird die Weisheit nicht missbraucht, ist sie ohne Begierde und Verlangen, ruhigen Gemüts und in Harmonie, so ist die Freude echt und in Übereinstimmung mit der Sitte. Geht aus der Weisheit Sitte hervor, so überwindet das ren Wasser das ding Feuer und kehrt zu Yang zurück. Kehrt das Feuer zu Yang zurück, so ist die Sitte verwurzelt in Weisheit. Fügt sich die Sitte der Form, bleibt aber frei von Gruppenzwang, bewegt man sich stets in ihren Spuren, so wandelt sich die Launenhaftigkeit, und Gerechtigkeit tritt ohne Einwirkung von Zorn in Erscheinung. Geht Gerechtigkeit aus Sitte hervor, so überwindet das bing Feuer das xin Metall und kehrt zu Yang zurück. Kehrt das Metall zu Yang zurück, so ist die Gerechtigkeit in Sitte verwurzelt. Ist Gerechtigkeit nicht zu einseitig, bereit zu Kompromissen und doch ganz in Einklang mit Rechten und Gesetzen, so ist die Zuneigung rein und bringt Mitgefühl/Güte mit sich. Wird Mitgefühl/Güte aus Gerechtigkeit geboren, so überwindet das geng Metall das yi Holz und kehrt zu Yang zurück. Kehrt das Holz zu Yang zurück, dann ist die Mitgefühl/Güte in Gerechtigkeit verwurzelt. Ist Mitgefühl/Güte nicht zu schwächlich/feige, voller Güte und ohne Schlechtes, ganz und gar aufrichtig, ohne Hintergedanken, so ist man frei von Begierde und ganz im Glauben. Wird im Mitgefühl/in der Güte Glaubhaftigkeit/Glauben praktiziert, so überkommt das jia Holz die ji Erde und kehrt zu Yang zurück. Kehrt die Erde zu Yang zurück, so ist der Glaube in Mitgefühl/Güte verwurzelt. Hat man Glauben und ist im Lot, fest verankert an seinem Platz ohne ins Wanken zu geraten, so tritt die wahre Erde in Erscheinung und die falsche kommt von alleine zur Ruhe. wu und ji vereinen sich, so dass Zuneigung, Zorn, Trauer und Freude heimkehren in die Leidenschaftslosigkeit, so dass Mitgefühl/Güte, Gerechtigkeit, Sitte und Weisheit heimkehren in die Eine Zuversicht/den Einen Glauben. Die Fünf Energien wenden sich zum Ursprung, und die Fünf Dinge ordnen sich den Fünf Ursprüngen unter. Die Vier Erscheinungsformen sammeln sich in Harmonie, die Fünf Wandlungsphasen werden zu einer Energie, die Drei Familien sammeln sich zur Einheit und der Heilige Embryo wird geboren: ganz und gar himmlische Ordnung, ganz ohne menschliche Begierde: den Ursprung zurückgewinnen und zur Wurzel heimkehren, zur Wurzel heimkehren und seine Bestimmung wieder errichten. Dies ist immer noch das ursprüngliche Angesicht vor der Geburt. So wie in der Aufzeichnung vom Luofluss die fünf Yang Wandlungsphasen im waagerechten Kreuz und die fünf Yin Wandlungsphasen im diagonalen Kreuz das Bild von Ordnung in der Unordnung darstellen. Tritt in der Unordnung die Ordnung in Erscheinung, kehrt Yin zurück zu Yang, so tritt das Goldene Elixier in Erscheinung. In der Lehre des Konfuzianismus wird dies als „Verständnis des Guten und Wiedererrichtung des Beginns“ bezeichnet. Im Buddhismus wird es als „Maha Prajnaparamita“ bezeichnet. In der chinesischen Sprache bedeutet ‚maha’ groß, ‚prajna’ bedeutet Weisheit und ‚paramita’ bedeutet, zum gegenüberliegenden Ufer zu gelangen: durch die große Weisheit zum gegenüberliegenden Ufer zu gelangen, was wiederum nichts anderes bedeutet, als „Verständnis des Guten und Wiedererrichtung des Beginns“, sowie „den Ursprung zurückzugewinnen und zur Wurzel heimzukehren“. Die Heilligen der drei Lehren meinen damit nichts anderes als die wunderbare Bedeutung von der Rückläufigen Bewegung. Der Weg des Erschaffens des Goldenen Elixiers beruht ganz auf der Rückläufigen Bewegung. Deswegen heißt es: „Die sieben kehrt heim, und die neun kehrt zurück. Das ist das große Wiedergewinnen/Wiederherstellen des Elixiers der goldenen Flüssigkeit.“ Sieben ist die Zahl des Yangfeuers. Das Feuer weilt auf dem Platz des Metalls. Es transportiert/läutert das Metall und kehrt so heim in den Speicher seiner ursprünglichen Echtheit. Neun ist die Zahl des Yangmetalls. Das Metall weilt auf dem Platz des Feuers. Das Metall transportiert das Feuer, beginnt dadurch zu strahlen und kehrt so heim in den Ursprung. Das Feuer kehrt zu seiner ursprünglichen Echtheit zurück, so dass die Nach-himmlischen Energien sich alle wandeln. Das Metall kehrt in seinen Ursprung zurück, so dass sich die Vor-himmlischen Energien zurückwenden und Leben hervorbringen ohne Unterlass. Mitgefühl/Güte, Gerechtigkeit, Sitte und Weisheit sind verwurzelt im einen Glauben; Metall, Holz, Wasser und Feuer kehren heim zur Erde der Mitte; die Fünf Wandlungsphasen sind gesammelt, und die Aufzeichnung vom Luofluss hat sich wieder zur Flusskarte gewandelt. Das Werk des Tuns ist beendet, und das Werk des absichtslosen Tuns tritt in Erscheinung. Wird dieses Werk fleißig weiter bereitet und die wunderbare Ordnung der Flusskarte weiter bis zu Ende gepflegt, so kann man durch absichtsloses Tun des Vor-himmlischen, das Werk des Natürlichen, in unauslotbare Tiefen der geistigen Verwandlung gelangen. Ist der das Dao Kultivierende in der Lage, in den Ort der Wandlung von Ordnung und Unordnung eine Öffnung zu schlagen/bohren, festen Fußes dort zu stehen, wo die eine Linie im Zentrum ist, um von dort aus in Rückläufiger Bewegung wieder alles in Ordnung zu bringen, warum soll man sich da noch Sorgen machen, nicht in der Lage zu sein, die Fünf Wandlungsphasen zusammensammeln zu können, Yin und Yang nicht zu einer Einheit einen zu können, das Goldene Elixier nicht zur Kristallisation bringen zu können und Wesens-Natur und Bestimmung nicht beide zur Vollendung bringen zu können? © 2009 Benjamin Witt Download (PDF) Erstes Kapitel, Liu Yiming: Die Flusskarte, der Öffentlichkeit zur Verfügung. Erstes Kapital Endnoten Über den Ausdruck der Rückläufigen Bewegung und des Überwindens: Diese Aussage ist leicht verwirrend, vom Prinzip her jedoch einfach zu verstehen: Während das Vor-himmlische (Flusskarte)zwar auch Yin und Yang seiner Anlage nach besitzt, so sind beide Kräfte ganz und gar in Harmonie und ergänzen sich gegenseitig, so dass sie zusammen als die Eine Energie des Taiji wirken, und zwar entsprechenden dem natürlichen fliessenden Lauf der Schöpfungsordnung. Im Nach-himmlischen (Aufzeichung vom Luofluss) treten diese beiden Seiten der Einen Kraft des Taiji nun jedoch klar als zwei Kräfte in Erscheinung, wobei die Kräfte des Yin im Menschen immer mehr Oberhand gewinnen, wenn dieser es nicht versteht sich in Ordnung zu halten. In der Aufzeichung hat sich die Richtung des ursprünglich natürlich fließenden, nun in eine gegen den Uhrzeigersinn fließende Richtung gewandelt. Diese Ordnung ist geprägt vom sich gegenseitigen Überwinden der Kräfte der Wandlungsphasen. Doch dieses Überwinden kann sowohl positiver, als auch negativer Natur sein: Ist der Mensch nicht zur Erkenntnis eines ursprünglich natürlichen Lebens gelangt und Missbraucht seine Kräfte nur zur Befriedigung seiner eigenen kleinen Freuden, dann überwindet Yin das Yang in der Aufzeichung, in einer mit den Dingen der Welt natürlich Mitfließenden Bewegung nach Außen, und führt so immer mehr zur Zersplitterung und Tod des Menschen. Der Mensch muss sich also in einem Prozess der Erkenntnis bewusst werden. Dann kann er den sich natürlich nach Außen zerstreuenden Kräften in einem Prozess der Sammlung Einhalt gebieten. In diesem rückläufigen Prozess des sich Sammelns, überwindet (auch in rückläufiger, rechtsdrehender Bewegung) Yang das Yin, und kehrt zur wahren Natürlichkeit (zum wahren natürlich fließenden Fluss der Kräfte der Fünf Wandlungsphasen) zurück. (Genaueres wird im weiteren Verlauf des Textes dargestellt) wörtl. Gebären. Alt.: hervorbringen Flusskarte und Aufzeichnung stellen beide Yin und Yang dar, wie sie in den Fünf Wandlungsphasen zum Ausdruck kommen. Während in der Flusskarte Yang und Yin, d.h. die Zahlen des Werdenden (Gebärenden. Weiß, ungerade) und Vollendenden (schwarz, gerade), je zusammen auf demselben Platz sich in Harmonie ergänzen und vollenden, sind in der Aufzeichnung Yin und Yang in Uneinigkeit (aus der Harmonie geraten). Außen bedeutet, dass sich das Yin von seinem ursprünglichen Platz wegbewegt hat und „nach Außen“ in die diagonalen Zwischenräume zwischen dem Yang tritt, da sie nicht mehr aus der Mitte heraus zusammengehalten werden. D.h., verliert der Mensch sein Zentrum, seine Mitte (das Herz, den Glauben, die Verbindung mit der Einen Ursprüngliche Kraft), so geraten Yin und Yang der Erde in Uneinigkeit und trennen sich aus ihrer ursprünglich harmonischen ergänzenden Einheit. Das Yin übernimmt die aktive Rolle dabei und wandert nach außen (deswegen nicht mehr zu sehen in der Aufzeichnung) um das Wassser in Uneinigkeit zu bringen, indem es dessen Yang überwindet. Das hat zur Folge, dass das Yin des Wassers sich verselbstständigt und als Überwindende Kraft nach außen tritt um das Yang des Feuers zu überwinden. Deswegen hat sich in der Aufzeichnung nicht nur das Yin nach außen bewegt, sondern auch Feuer und Metall ihre Plätze vertauscht, wodurch aus der ursprünglich natürlich fließenden Flusskarte (natürlich hervorbringender Zyklus der Fünf Wandlungsphasen. Im Urzeigersinn sich drehend entsprechend dem natürlichen Lauf von Sonne, Mond und Gestirnen), nun in der Aufzeichnung die sich gegen den Urzeigersinn überwindende Ordnung der Fünf Wandlungsphasen geworden ist. (genaueres ist im Text weiter unten noch ausgeführt) Wichtig zu verstehen ist, dass das sich überwindende hier weder positiv noch negativ zu deuten ist, sondern einfach nur eine Tatsache, eben die Ordnung des Nach-himmlischen (unserer konkreten Welt der Erscheinungen, die zwar sehr ambivalent ist, je nachdem, wie wir mit uns und ihr umgehen, aber an sich weder gut noch schlecht ist) darstellt. Deswegen heißt es zu Beginn, dass die Aufzeichnung der Weg der Wandlung und des Tuns ist. Hier kommt das Konzept der Daoistischen Philosophie zum Ausdruck, „durch das Tun zum Nicht-Tun“ zu gelangen. Den nur durch Wandlung seiner selbst (seiner Fünf Dinge und Fünf Diebe zurück in die Kräfte der Fünf Ursprünge und Fünf Tugenden des Vor-himmlischen Natürlichen). Dieses setzt eben einen Einsatz all seiner Kräfte voraus, ein aktives Tun. Im chinesischen wird dies meist mit dem Begriff xiuxing, oder xiulian ausgedrückt. Xiu hat die ganz einfache Bedeutung von reparieren, in Ordnung bringen (zumeist mit kultivieren übersetzt). Xing hat die Bedeutung von gehen, und im weiteren Sinne das Verhalten. Lian dagegen ist ein Begriff aus der Metallurgie und bezeichnet schmelzen, raffinieren, läutern, kondensieren, härten. Darin drückt sich schon das ganze Wesen der Aufzeichnung aus: der Mensch ist nicht fertig. Er muss sich selbst Tun und solange er noch nicht Heil (Ganz) ist, sich auch täglich aufs Neue in Ordnung bringen. Die ist sowohl ein geistiger als auch ein körperlicher Prozess (Wesen und Natur) des Schmelzens (seine alten Gewohnheiten und Krankheiten, Schlacken), Raffinierens (verfeinern seiner guten Anlagen), Läuterns (Körper und Herz), Kondensierens, Härtens (festigen des neuen, verwandelten Menschen). Das Ergebnis dieses Reparierens und Schmelzens, Läuterns ist dann das so genannte Goldene Elixier, der Neue Mensch, der so genannte Unsterbliche. Durch das Yin das Yang wieder herstellen: d.h., der Weg zum heilen, ganzen Menschen, führt über die Fünf Dinge und Fünf Diebe. Den alle vier Kräfte der Fünf Wandlungsphasen sind Ausdruck der Einen Kraft, die sich je unterschiedlich im Menschen, (Missbrauch) manifestiert. Würde unsere Yin-Seite der Einen Kraft also nur unterdrückt werden, würde das bedeuten, die Eine Lebenskraft in uns, die nur durch unseren eigenen Missbrauch in Unordnung geraten ist, zu unterdrücken, was auf lange Sicht nur zu noch mehr Störungen, Krankheit und letztendlich zu einem unangenehmen und frühzeitigen Tod führen kann. D.h., aus dem ganz natürlich kindlichen Geborgensein, reift langsam ein Erwachsener Mensch heran, der sich immer mehr seiner Selbst „bewusst“ wird. Beginnt er nun seine ihm anvertrauten schöpferischen Kräfte in seiner Selbstverliebtheit (Unkenntnis seines wahren Ursprungs, Selbst) zu Missbrauchen, dann wandeln sich die ursprünglich lichten Yangkräfte in ihm langsam immer mehr zu den „dunklen“ Yinkräften hin. So gerät die Harmonie der Fünf Wandlungsphasen wie oben beschrieben immer mehr in Unordnung. Beim Einen mehr als bei Anderen. Konfuzianische und Daoistische Tradition: Freude, Zorn, Trauer, Furcht, Liebe/Zuneigung, Hass, Gier. Buddhistische Trad.: Freude, Zorn, Sorge, Furcht, Liebe/Zuneigung, Hass, Gier. Trad. Medizin: Freude, Zorn, Sorge, Sehnsucht, Kummer, Furcht/Angst, Schreck/Unruhe. Tod, Leben, Augen, Ohren, Mund, Nase. Beides Buddhistische Fachtermini, die zu erläutern hier zu viel Platz in Anspruch nehmen würde. Aus der Mitte heraus gerät alles in Uneinigkeit (bzw. Disharmonie von Yin und Yang), und aus der Mitte heraus kommt der Mensch aber auch wieder in Ordnung. Dazu weiter unten im Text. yuanpin zhi men (vgl. dazu auch Laozi, Kap. VI) Das Vor-himmlische ist der ursprüngliche, gesunde Zustand des Menschen. In diesem Kontext wird „natürlicher Fluss“ positiv verstanden. Das heißt, der natürliche Lauf der Schöpfungsordnung, in dem alles funktioniert wie es ursprünglich vorgesehen war. Es ist das Mit-Tun des Menschen mit dem, und in dem Dao der Schöpfung. Auf das Nach-himmlische bezogen, ist mit dem „natürlichen Fluss“ der „natürliche“ (angeborene) Hang des Menschen gemeint, seine Kräfte im Innern über seine Sinne nach außen hin an die unzähligen Sinnesobjekte zu verlieren, wodurch immer mehr eine Ermüdung und Zersplitterung des Menschen eintritt. Rückläufige Bewegung nun bedeutet, dass dieser Vorgang der Zersplitterung seiner Kräfte, seines Wesens (die Fünf Ursprünge- Tugenden- Dinge- Diebe), diesem „natürlichen“ Hang entgegengewirkt wird, indem er durch Erkenntnis sich seines Ursprünglichen Wesens bewusst wird, und dann in einem Prozess des In Ordnung Bringens/Reparierens seine Kräfte wieder sammelt, läutert, wandelt und heimkehrt in den Zustand der Harmonie von Yin und Yang der Fünf Wandlungsphasen, wo diese Kräfte der Fünf Wandlungsphasen wieder als Eine Kraft, als Eine Energie erfahren werden, die ständig aus dem unbegreiflichen Ursprung hervorquellen und uns nähren. (vgl. hierzu auch Laozi, Kap. IV und XX). Aus diesem Tun in Entgegengesetzter Richtung, gegen den „natürlichen“ Hang des sich nach Außen hin Zerstreuens, wird dann immer mehr wieder ein absichtslose Tun, ein Mit-Tun mit der Schöpfung in Übereinstimmung mit dem Dao. In der Anstrengung des Rückläufigen, ist also verborgen schon wieder die natürliche Ordnung des Vor-himmlischen, der Flusskarte enthalten. Es muß eine Wandlung, Transformation der Dunklen (unbewussten) Yin-Kräfte durch Erkenntnis, Bewusstwerdung (Licht ins Dunkel bringen) stattfinden. Dies geschieht sowohl durch eine neue Ausrichtung des Körpers, wie auch des Herzens. Besonders sehr eingefahrene Muster haben schon so sehr tiefe Spuren im Körper hinterlassen, dass diese sich auch über diesen am besten wieder lösen lassen. (Arbeit am Körper geschieht natürlich immer über das Bewusstsein, einem Bewusstwerden, weswegen Körper und Herz in keinster Weise zu trennen wären). Terminus der Inneren Alchemie: sanjia xiangjian Metall und Wasser; 1+45; beide Yin. Holz und Feuer; 2+35; beide Yang. Yin und Yang werden durch die Erde auf wunderbare Weise harmonisiert und kommen so zu einer Einheit. Die Erde, die Gelbe Mitte, wird auch oft als Heiratsvermittlerin bezeichnet, die die Braut im Westen und den Bräutigam im Osten zur „himmlischen“ Hochzeit ins Brautgemach zusammen führen, wo sie sich vereinen zu einer ursprünglichen Einheit. Dieses Thema wird in der Inneren Alchemie auf allen Ebenen und Bedeutungsnuancen und Symboliken intensivst entwickelt. Letztendlich dreht es sich aber immer um die Vereinigung von Geistfeuer (shenhuo) und Essenzwasser (jingshui) durch die Gedankenerde (yitu). Auch hier es das Feuer, welches aus dem Holz hervorgeht (2+3), als einer Familie und dem Wasser, welches aus dem Metall hervorgeht (1+4), als einer Familie. Beide werden durch die Erde, die Gelbe Mitte, die für sich eine Familie ist, zusammengeführt und wieder zu einer harmonischen Einheit verschmolzen, in der keiner dem anderen Schaden zufügt (d.h. überwindet (Wasser das Feuer), bzw. überwältigt (Feuer das Wasser)). Alles hat immer sein Yin und Yang, die aber stets nur der Ausdruck der Einen Ursprünglichen Energie sind. Durch das Yin zum Yang zurückzukehren, hat nun Vor-himmlisches und Nach-himmlische als Bezugspunkt: durch das Yin des Nach-himmlischen zum Yang des Vor-himmlischen zurückkehren. Das setzt natürlich voraus, dass Yin und Yang der Fünf Nach-himmlischen Yin-Wandlungsphasen zuerst durch die Erde harmonisiert werden, wie weiter oben beschrieben. In diesem Prozess kehrt man dann immer mehr zum reinen ursprünglichen Yang des Vor-himmlischen zurück. Hier wird nun anhand der Ordnung der Fünf Wandlungsphasen der Aufzeichung beschrieben, wie die nach außen getretenen Yin Wandlungsphasen wieder harmonisiert werden und so wieder an ihren ursprünglichen Platz heimkehren, wodurch aus der Ordnung der Aufzeichung wieder die Ordnung der Flusskarte wird. (Vgl. hierzu auch die Anmerkungen 1,3,9,11,12) Terminus des Sanskrit, den Liu Yiming hier erläutert.

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